Sehmaschine hinter den kulissen faux terrain Eine künstliche Landschaft zwischen Betrachter und Gemälde macht den Eindruck der Echtheit im Panorama perfekt. An manchen Stellen ist das Zweidimensionale vom Dreidimensionalen kaum zu unterscheiden. Um die besondere Wirkung des "falschen Vordergrundes" zu belegen, erzählt Zeno Diemer in seinen Memoiren die Anekdote vom alten Bauern, der am Tag der Eröffnung über das Geländer sprang, um das Wachtfeuer zu löschen, das er für echt hielt: "Der eifrige Feuerlöscher aber brach ein zwischen den Brettern und wäre beinahe ins 'Erdinnere' gestürzt." (Bildlegende) Echt oder falsch? Die perfekte Täuschung im Panorama durch das faux terrain. velum Ein großer Baldachin über der Plattform verhindert den Blick auf den Dachstuhl der Rotunde. Würde der Betrachter die Konstruktion der "Sehmaschine" erkennen, bräche die Illusion zusammen. Das sogenannte "Velum" dient aber auch dem kontrollierten Lichteinfall von oben. Das Gemälde wird nur durch natürliches Licht indirekt beleuchtet. Dadurch erscheint die Leinwand transparent. (Bildlegende) Die beeindruckende Dachkonstruktion über dem Baldachin im Riesenrundgemälde. plattform Der Betrachter betritt durch einen dunklen Gang die Plattform im Inneren der Rotunde. Dort kann er sich sozusagen frei im Bild bewegen. Nur eine Balustrade hält ihn auf Distanz zum Bild. Im Innsbrucker Panorama beträgt dieser Abstand ca. 7 Meter. Das menschliche Auge kann bei einer solchen Distanz den groben Pinselstrich und die Struktur der Leinwand nicht mehr erkennen. (Bildlegende) Die Plattform, ein idealer Versammlungsraum für Sehsüchtige. leinwand Im Rundgemälde gibt es nicht den einen, idealen Betrachterstandpunkt wie im zentralspektiven Bild. Der Betrachter tastet mit seinem Blick die Leinwand ab. Eine besondere Herausforderung für die Panoramenmaler besteht in der Übertragung der dreidimensionalen Wirklichkeit auf eine riesige gekrümmte Leinwand. Um einen realistischen Eindruck zu erzielen, müssen die Gebäude und der Rundhorizont perspektiv verzerrt gemalt werden. (Bildlegende) Im Bauch der Rotunde sind die Perspektiven verzerrt, die Illusion ist aufgehoben. panoramenmalerei licht Die Darstellung der Lichts ist ein wichtiges Element in der Panoramenmalerei. Die Lichtsituation erzeugt eine bestimmte Stimmung und fixiert die dargestellte Zeit. In der "Schlacht am Bergisel" ist es fünf Uhr nachmittags, und die große Auseinandersetzung neigt sich dem Ende entgegen. Frei nach Lessing geht es um den alles entscheidenden "fruchtbaren Augenblick", der das enthält, was bereits geschehen ist und gleichzeitig ankündigt, was noch kommen wird. Wer die Sieger sein werden, steht hier bereits fest. (Bildlegende) Harte Schlagschatten der Figuren und die Gegenlichtsituation im Westen bestimmen den Zeitpunkt der Schlacht. Raum Im Innsbrucker Panorama steht der Betrachter auf dem Bergisel und verfolgt das Geschehen. Durch die besondere Raumsituation wird er direkt in die Schlacht miteinbezogen. Im oberen Bereich entsteht Nähe zu den handelnden Personen durch die lebensgroße Abbildung und den direkten Blickkontakt zu den Figuren. Der ferne Blick auf die Stadt Innsbruck, die es zu verteidigen gilt, wird durch gestaffelte Ebenen und atmosphärische Perspektive am Horizont dargestellt. (Bildlegende) Räumliche Illusion durch atmosphärische Perspektive im Panorama. Bewegung An der Darstellung von Bewegung muß die Panoramenmalerei scheitern. Erst das moderne Medium Film macht die Nachbildung von Bewegungsabläufen möglich. 1896, im Jahr der Entstehung des Riesenrundgemäldes, sind auch in Innsbruck bereits die ersten "laufenden Bilder" zu sehen, und schon bald wird sich das Kino des Andreas-Hofer-Stoffes annehmen: 1913 wird der Stummfilm "Tirol in Waffen" gedreht, 1929 entsteht "Andreas Hofer. Der Freiheitskampf des Tiroler Volkes". (Bildlegende) Bewegung kann im Panorama nur durch den gefrorenen Augenblick dargestellt werden.